Billarddeutschland trauert um Wolfgang Rittmann 29.01.2016(DBU-Presse)
Je schöner und voller die Erinnerung, desto schwerer ist die Trennung, aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung in stille Freude. Man trägt das vergangene Schöne wie ein kostbares Geschenk in sich.
Im Alter von 68 Jahren ist der Ehrenpräsident der Deutschen Billard-Union (DBU) heute an den Folgen einer Krebserkrankung in Bottrop verstorben. Er war der prägende Gestalter des Billardsports in Deutschland in den letzten Jahrzehnten mit Einfluss und Ausstrahlung weit über die nationalen Grenzen hinaus. Sein letztes großes Verdienst war die Sanierung der DBU, die er in Zeiten größter struktureller und wirtschaftlicher Schwierigkeiten als Notvorstand vor der Insolvenz und der möglichen Auflösung bewahrte. Dieser Herkulesaufgabe widmete er sich unter Einsatz seines immensen Erfahrungsschatzes und mit der auf ein erfolgreiches Gelingen ausgerichteten konsequenten Handlungsweise.
Mit Übernahme des Präsidentenamtes des damaligen Deutschen Billard-Bundes (DBB) im Jahr 1982 begann eine zwanzig Jahre dauernde Amtszeit, in der er Meilensteine für die Entwicklung des deutschen Billardsports setzen konnte. In Folge des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik Deutschland löste sich der Deutsche Billard-Sport-Verband der DDR auf, und es gelang ihm am 8. Dezember 1990, die Landesverbände der fünf neuen Bundesländer in den DBB zu integrieren. Da der DBB zunächst nur Karambolage-Billard repräsentierte, erkannte Wolfgang Rittmann früh die Notwendigkeit, alle Billard-Disziplinen als einheitliche Sportart in einem Dachverband zu vereinen.
Ein elementarer Schritt dahin erfolgte am 26. Juni 1992, als sich der Deutsche Billard-Bund und der Deutsche Pool-Billard-Bund auflösten und gemeinsam die Deutsche Billard-Union gründeten. Schließlich schloss sich 1999 der Deutsche Snooker Kontroll-Verband der DBU an, so dass sich unter dem Dach der DBU nunmehr alle Billard-Disziplinen befanden, deren Interessen Wolfgang Rittmann mit Vehemenz und Geschick vertrat. So war er als Vertreter der nichtolympischen Bundessportverbände Mitglied im Bundesvorstand Leistungssport des Deutschen Sportbundes (DSB, heute DOSB), dem Leitungsgremium des Spitzensports in Deutschland.
Auch international engagierte er sich an herausragender Stelle. 1989 wurde er als erster Deutscher zum Präsidenten eines internationalen Billard-Verbandes, der Confédération Européenne de Billard (CEB), gewählt. Daraus ergab sich die Mitwirkung als Vizepräsident im Präsidium der Union Mondiale de Billard (UMB) und im Präsidium der World Confederation of Billiard Sports (WCBS), an deren Gründung er maßgeblich beteiligt war. Alle diese Funktionen hat er bis zuletzt, soweit es seine Krankheit zuließ, ausgeübt.
Auch auf dem Veranstaltungssektor hat er Maßstäbe gesetzt und dafür gesorgt, dass Welt- und Europameisterschaften nach Deutschland vergeben wurden. So wird seit 27 Jahren in ununterbrochener Reihenfolge die Team-WM im Dreiband in Viersen ausgetragen. Seine jüngste Errungenschaft war die Zusammenfassung aller Karambolage-Disziplinen in einer Europameisterschaft, die in zweijährigem Turnus seit 2013 in Brandenburg a. d. Havel stattfindet. Die Aufnahme von Billard-Wettbewerbe in das Programm der World Games seit 2001 ist auf seine Bemühungen zurückzuführen.
Wolfgang Rittmann hat unübersehbare Spuren hinterlassen. Sein Tod reißt eine Lücke, die sich nicht so schnell wird schließen lassen. Mit ihm haben wir eine Persönlichkeit großer gestalterischer Kraft, prägnanter Analyse und Umsetzung und wegweisender Initiativen verloren. Anerkennung für seine Tätigkeiten hat er erfahren durch die Ehrenurkunde des Internationalen Olympischen Komitees und die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1.Klasse. Wir trauern mit der weltweiten Billard-Gemeinschaft und sind dankbar, von ihm für lange Jahre als unermüdlicher Impulsgeber begleitet worden zu sein. Sein Vermächtnis bleibt unser Ansporn und Auftrag.
Wolfgang Rittmann hat sich um den deutschen und internationalen Billardsport verdient gemacht.
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