Deutsche Meister nach einem Zittersieg 08.04.2016(Eberhard Franken)
Das war ein Finale zum Nägelkauen und für Herzrhythmusstörungen. 6:2 besiegte am Ende der DBC Bochum den alten und neuen Vizemeister ABC Merklinde und sicherte sich mit diesem Sieg am letzten Spieltag der Play-off-Runde den 26. Meistertitel der Vereinsgeschichte. „Ja, es ist auch in früheren Jahren schon einmal knapp gewesen“, gab der sichtlich angegriffene DBC-Geschäftsführer Paul Kimmeskamp zu, „aber diesmal war es wirklich richtig eng.“
DBC Bochum – ABC Merklinde 6:2 Freie Partie: van Etten – Pöther 300:16/2 Einband: Havlik – Dömer 98:100/11 Cadre 47/2: Gretillat – de Jong 200:97/8 Cadre 71/2: Nockemann – Faus 150:59/4
Es war sogar so eng, dass einige Fans des gepflegten und seit Jahrzehnten dominanten Bochumer Billardsports mit einer Niederlage schon ihren Frieden gemacht hatten. „Wer 25 Mal Deutscher Meister war“, so hatte DBC-Urgestein Günter Ulrich schon früh gesagt, „der muss sich nichts mehr beweisen.“ Ein Sieg des DBC – und kein anderes Resultat hatte zum Titel gereicht - schien zu diesem Zeitpunkt unwahrscheinlich. Eine Dame aus dem Merklinder Fan-Block hatte bereits Sekt geordert. Bochums Sam van Etten hatte Christian Pöther in der Freien Partie klar besiegt, aber Ludger Havlik hatte seine Einbandpartie gegen Markus Dömer „auf den letzten Metern“ denkbar knapp verloren. Auf den Cadre-Partien ruhten nun die Hoffnungen der Kontrahenten. Während Thomas Nockemann gegen den tschechischen Klassemann Marek Faus kein Zittern zuließ, sorgte Edel-Reservist Xavier Gretillat bei den DBC-Fans zunächst für tiefe Sorgenfalten: Er fand lange sieben Aufnahmen einfach nicht richtig ins Spiel, während sein junger holländischer Gegner Ferry de Jong die ersten Points des Schweizers locker konterte. „Super, wie Xavier sich dann ins Spiel regelrecht hineingebissen hat“, lobte Helmut Biermann, der Vorsitzende des Billardverbandes NRW. „Wir brauchen solche spannenden Spiele. Das ist die beste Werbung für unseren Sport.“ Die Fans zählten inzwischen (ganz leise) herunter, wie viele Points Gretillat für den Sieg noch erzielen musste. Und auch Michael John, den Präsidenten der Deutschen Billard Union, packte die Spannung bei seinem ersten Auftritt im Billardzentrum Am Holtkamp. Mit seinem hart erkämpften Sieg machte Gretillat schließlich den 26. Titel für den DBC perfekt und Paul Camen, Cousin des langjährigen DBC-Vorsitzenden Karl-Heinz Sonneborn, fasste in einfache Worte, was die Bochumer Fans fühlten. „Das war ganz einfach“, so sagte 83jährige, „echter Balsam für die Seele.“ Johannes Stappert, Taxifahrer im Ruhestand, brachte den Meistermacher aus Lausanne schließlich zum Hauptbahnhof. „Xavier hat mir übrigens gesagt“, erzählte er nach seiner Rückkehr lachend, „dass er auch 2017 gerne wieder mit dem DBC Bochumer Meister werden möchte.“
BF Königshof - DBC Bochum 4:4 Freie Partie: Woidowski - Berger 300:148/16 Einband: Matuszak – Havlik 73:100/14 Cadre 47/2: Niessen - Gretillat 200:62/2 Cadre 71/2: Roosens - Nockemann 25:150/5
Vor dem finalen Play-off-Wochenende hatten die Chancen für alle vier beteiligten Teams nicht schlecht gestanden. Das Remis des DBC in Königshof konnte den Bochumern nicht als Beruhigung dienen. „Wir hatten einen Sieg eingeplant“, so Paul Kimmeskamp. „Dann wäre es am Sonntag gegen Merklinde viel einfacher geworden.“ Das aber sollte nicht sein: Die Krefelder behielten einen Punkt – und am Ende auch die Bronzemedaille - für sich und steigerten damit die Spannung in Bochum bis zum Anschlag.

Deutsche Meister nach einem Zittersieg: Ludger Havlik, Thomas Berger, Thomas Nockemann, Sam van Etten und Xavier Gretillat (von links) freuen sich mit ihrem Vorsitzenden und Edeljoker Fabian Blondeel (vorn). Foto: Eberhard Franken
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